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Risikomanagement bei direkten und indirekten Investitionen in Kryptowährungen

Warum spezialisierte Risikomanagementsysteme in jedem Falle unerlässlich sind – ein Gespräch mit Falko Pingel, HANSAINVEST
Crypto Risk Metrics
23.06.2024
Crypto Risk Management - Risikomanagement für direkte und indirekte Kryptowährungsinvestments

Executive Summary

Indirekte Kryptowährungsinvestments bergen ähnliche und teilweise größere Risiken, wie beispielsweise Adressausfallrisiken, als direkte Kryptowährungsinvestments. Aus diesem Grund erscheint es ratsam, auch bei mittelbaren Investments über Vehikel wie ETPs oder ETCs spezialisierte Risikomanagementsysteme zu nutzen, die die besonderen Anforderungen dieser Assetklasse adäquat adressieren. Bei Fonds ist gemäß KAMaRisk die KVG für die Aufrechterhaltung adäquater Systeme und Prozesse zuständig, die Verwahrstelle wiederum für deren Überprüfung auf Angemessenheit.

Herr Pingel, Sie sind bei der HANSAINVEST als Abteilungsleiter Risk Management & Data Governance für die Einhaltung der regulatorischen Vorgaben zuständig und administrieren seit Januar 2022 den offenen Spezial-AIF „BIT Crypto Opportunities“, der direkt in Kryptowerte investiert. Wie ist ihre aktuelle Einschätzung der Marktlage im Bereich Krypto?

Die Genehmigung der Bitcoin-ETFs in den Vereinigten Staaten und die aktuellen Diskussionen rund um eine mögliche Genehmigung von Ether-ETFs lassen auch die Kurse der Kryptowährungen aktuell stark gestiegen. Vor dem Hintergrund des kürzlich stattgefundenen Bitcoin-Halving besteht technisch weiteres Kurssteigerungspotenzial. Wir merken diese Entwicklung auch auf Allokationsseite: Asset Manager erhöhen ihre Positionen in diesem Segment derzeit deutlich.

Welche Vehikel werden denn in der Regel für Investitionen in Kryptowährungen genutzt?

Wir gehören zusammen mit unserer Schwestergesellschaft Bankhaus DONNER & REUSCHEL als Verwahrstelle zu einer der wenigen Kapitalverwaltungsgesellschaften, die sowohl indirekte Investitionen über sogenannte Delta-1-Zertifikate als auch direkte Investitionen in Kryptowährungen abbilden können. Wie bereits eingangs erwähnt, können wir diesbezüglich auf eine mittlerweile mehr als zweijährige Praxis zurückblicken. Wichtig ist mir zu betonen, dass wir die Entscheidung, unseren Kunden indirekte und direkte Kryptowährungsinvestments zu gestatten, nicht leichtfertig getroffen haben: Dem vorausgegangen war ein umfangreiches Projekt, in welchem wir uns die unterschiedlichen Risikoszenarien intensiv angeschaut und entsprechende Mitigationsmaßnahmen ergriffen und mit der Verwahrstelle abgestimmt haben.

Das klingt spannend. Was ist denn an Kryptowährungen so anders?

Hier muss man klar in verschiedene Risikoszenarien unterscheiden. Bei direkten Kryptowertinvestments ist das operative Risiko natürlich ein sehr entscheidendes, da hier für die Kapitalverwaltungsgesellschaft neue Abwicklungssysteme zum Einsatz kommen, die entsprechend überprüft werden müssen.  Indirekte Investitionen in Kryptowährungen sind nur „scheinbar“ sicherer. Die Risiken der Technologie oder bestimmter eingesetzter Elemente sind auch hier schlagend – und zwar vollkommen egal, ob das Asset direkt oder indirekt gehalten wird. Zusätzlich ist aber das Adressausfallrisiko der Emittenten potenziell zu beachten.

Auf was spielen Sie genau an?

Es gibt unterschiedliche Angriffsvektoren für Blockchain-Ökosysteme – besonders eindrucksvoll könnte man dies beispielsweise bei dem Zusammenbruch des TerraLuna-Ökosystems sehen, bei dem sich mehrere hundert Millionen USD quasi über Nacht in Luft auflösten.

Welche Schlussfolgerungen haben Sie daraus für sich gezogen?

Wir haben bei der HANSAINVEST schon früh die Entscheidung getroffen, das Risikomanagementsystem Crypto Risk Metrics zum Einsatz zu bringen, welches speziell für die Überwachung von Risiken im Bereich von Blockchain-Infrastrukturen entwickelt wurde und auch bei tokenisierten Wertpapieren zum Einsatz kommt. Wir nutzen das System zur Überwachung und setzen es explizit nicht nur für direkte, sondern eben auch indirekte Investments, beispielsweise über ETPs, ein. Wenn man sich am Markt umhört, nehmen wir die Gesetzeslage sehr genau, was dem Schutz unserer Anlegerinnen und Anleger dient und die Verwahrstelle entsprechend goutiert.

Zum Abschluss: Verraten Sie doch mal ein oder zwei „Geheimnisse“ aus dem Risikomanagement-System!

Ein Geheimnis zu verraten, führt das Konstrukt ad absurdum. Was ich persönlich sehr spannend finde, ist die Einbeziehung von möglichen Staking-Bondings und entsprechenden Schockszenarien, die bei hohen Staking-Ratios zu einer Zahlungsunfähigkeit des Emittenten führen können. Das ist ein relevanter Risikovektor, den ich auch im Gespräch mit Kollegen bislang nur selten abgedeckt gesehen habe. Oder die Möglichkeit, die Flows der ETPs direkt On-Chain verfolgen zu können – sofern die Adressen öffentlich sind, oder, wie im Crypto Risk Metrics Tool, direkte Vereinbarungen mit manchen ETP-Emittenten bestehen.

Quelle: Interview Crypto Risk Metrics mit Falko Pingel, HANSAINVEST